Author: Team FREILAUF (page 3 of 7)

11. Rinn Dünsberg Mountainbike Marathon

Mit fünf Fahrern  starteten wir beim Dünsberg Mountainbike Marathon. Es war wie immer in Biebertal: Strecke total geil, Essen sau lecker, Leute super nett – hier der Rennbericht von Michael Münch und die Ergebnisse.

Vielen Dank für die Fotos an Christian Schell / cyclingpics.de


Rennbericht von Michael Münch

Da ich seit der Saison 2017 als Besitzer einer BDR-Lizenz bei den Rennen im vorderen Block starten darf, weiß ich, dass man ein guter Starter sein muß, um vorne dran zu bleiben. Das war natürlich auch mein Plan beim diesjährigen Dünsberg Marathon. Einfach mal reinhalten, egal ob ich hinten raus sterbe.

Der Start aus dem Ort verlief auch sehr gut, bis das Führungsfahrzeug mitten auf der Strecke stehen geblieben ist – unfassbar!! Da war sie weg, meine Spitze… naja egal. Auf dem Weg in Richtung Burg Vetzberg mit-ohne Gruppe den Anschluß wieder hergestellt – aua!

Dann der erste Trail. „Geil!“, denke ich noch, kleine Lücke vor dem Fahrer vor mir – dranbleiben. Dieser vor mir fahrende Kollege stürzt im ersten Matschloch. Ich bremse und fahre ihm hinten rein. Matschkontakt, Schuhe und Hände schonmal braun. Schlimmer natürlich: die Gruppe ist weg.

Durch dieses zweite Missgeschick innerhalb kürzester Zeit konnte und wollte ich nicht abermals volle Attacke fahren. Es wäre ja blöd, wenn man bei den längeren beiden (am Schluss fies-steilen!) Anstiegen schieben müsste.

Mehrere Fahrer gesellten sich nach und nach zu uns und wir hatten irgendwann eine gute Verfolgergruppe zusammen. Die beiden längeren Anstiege fuhr ich in meiner Berggeschwindigkeit – ohne allzu große Schmerzen. Wusste ich doch, dass die letzten 400 Höhenmeter noch einmal hart erarbeitet werden mussten. Dieses Jahr waren sie noch härter – klar.

Im weiteren Verlauf übersah unsere Gruppe leider die viel zu kleinen Hinweisschilder auf der sehr verwinkelten Strecke. Auch einige der Streckenposten hätten durchaus etwas früher die jeweilige Richtung anzeigen können… Egal – es hat trotzdem Spaß gemacht.

Im letzten Trail, bevor es über ein paar Wiesenstücke zurück nach Rodheim geht, stürzten zwei Fahrer aus unserem Grupetto. Das sah nicht wirklich gut aus. Gute Besserung an dieser Stelle.

Leider war ich im Trail hinten in der Gruppe. Wenn dann einer stürzt, sind die anderen halt weg. Mal wieder. Nach kurzem Vergewissern, ob alles okay ist, ging’s weiter in Richtung Ziel… was natürlich auch noch mal richtig weh tat.

Im Zielbereich wurden die Fahrer dann mit super-leckerem Blechkuchen empfangen. Hier konnten verloren gegangene Kalorien sofort wieder ergänzt werden. Nur noch ein Kaffee hätte zum absolutem Glück gefehlt.

In diesem Sinne: danke für die tolle Veranstaltung. Bitte weitermachen!

Wir sehen uns dann im nächsten Jahr.

Michael

Ach ja, rausgekommen ist: ich bin nicht ganz gestorben – nur fast!


Ergebnisse:

Minimarathon (29 km)

Vincent Keller: 6. AK / 8. Gesamt

Kurzstrecke (56 km)

Lars Riehl: 5. AK / 12. Gesamt
Mohammadreza Entezarioon: 8. AK / 28. Gesamt
Michael Münch: 10. AK / 37. Gesamt
Alexander Rink: 18. AK / 56. Gesamt


P-Weg BikeMarathon 2017

Rennbericht von Steve Werner

Nur spaßeshalber hatte ich mich vor gut drei Wochen um einen Nachrück-Platz für den chronisch ausgebuchten P-Weg-Marathon in Plettenberg bemüht. Schon drei Tage später kam die erfreuliche Antwort. Hurra! Also sollte meine eher mäßige Vorstellung beim Drei-Täler-Marathon in Titmaringhausen doch nicht den Saisonabschluss bilden. Zudem melden sich endlich meine Beine wieder zurück und auch die Frische kommt kurz vor Saisonende noch einmal wieder. So konnte auch das miserable Wetter meinen Optimismus nicht schmälern.

Nach einer Nacht Aufenthalt mit Familie und Freunden in Winterberg startete ich am Samstagabend mit dem Camper auf eine Reise quer durchs Sauerland und kam direkt vor der Anmeldung, auf einem zentral gelegenen Parkplatz, nur unweit des Start/Ziel-Bereichs zum Stehen. Einmal mehr genoss ich die Vorzüge unserer mobilen kleinen Wohnung und da ich ausnahmsweise mal alleine damit unterwegs war, konnte ich ungehemmt meinen ganzen Fahrradkram verteilen. Natürlich korrekt sortiert, sodass am Morgen alle Vorbereitungen flüssig abgewickelt werden könnten: Klamotten aufgereiht, Helm, Handschuhe, Rennhandy, Ersatzlinsen, Leder-Notruf-Armband (mit Majas Nummer eingebrannt), Riegel, selbstgemachtes Gel (im praktischen Spender von Michi), Bidons. Was ein irrwitziger Aufwand für dreieinhalb Stunden Radfahren im Matsch und nicht zu vergessen, dass der ganze Kram nebst Ersatzkleidung, Duschzeug usw. erst gepackt werden musste. Vom wieder auspacken will ich gar nicht erst anfangen… Starterbeutel-Inhalt sortieren nach Altpapier, Nahrungsmitteln, Spielzeug für Luna usw., dann Klamotten auswaschen, Rad instandsetzen…Alle, die das mitkriegen, begegnen mir mit Kopfschütteln. Zu Unrecht!

Aber leider hilft die beste Vorbereitung nichts, wenn man derart verstrahlt aufwacht wie ich an diesem Sonntag. Bis zur Startnummern-Ausgabe lief alles gut. Ich war ja früh dran. Auch vor den Toiletten gab es noch keine beängstigenden Warteschlangen. Nein, wieder zurück im Bus hatte ich ganz einfach meinen Schlüssel verlegt. Ein Worst-Case-Szenario! Nach fünfzehn endlos langen Minuten wurde ich endlich fündig. Ok, damit hatte ich meine Panne für heute und würde dafür wohl im Rennen von Defekten verschont bleiben. Nach der kurzen Panikattacke kroch mir nun die Aufregung in die Glieder. Draußen wurde es auch langsam hektischer. Wer sich mit dem Rennen in Plettenberg näher beschäftigt hat, weiß, welcher Aufwand hier betrieben wird. Über 2000 Sportlerinnen und Sportler an zwei Tagen in den Bereichen Wandern, Laufen und Biken nehmen die Kleinstadt ein. Die Innenstadt ist zeitweise komplett abgesperrt. Eine riesige Bühne steht im Zentrum, auf welcher die Sportler nach dem Zieleinlauf empfangen werden. Hier ist alles super organisiert, nicht nur neben den Strecken.

Gegen 8:45 Uhr konnte ich mich dank meiner Lizenz im ersten Starterblock einreihen. Insgesamt hatten sich ca. 300 Fahrerinnen und Fahrer eingefunden, um die 74 bzw. 93 Kilometer in Angriff zu nehmen. Eine Stunde später würden ca. 700 auf die Kurzstrecke starten. Das Wetter hat sich nach zwei Tagen Dauerregen endlich wieder beruhigt und wie üblich legt eine Tanzgruppe direkt vor der Startlinie los, während ich nervös an meinem Mudcatcher herumfummle. Ist da etwa der Verschluss des Kabelbinders fetze? Egal, wenn mir das Ding nur nicht während des Rennens ins Vorderrad baumelt. 10, 9, 8, …. Start!

Am Anfang geht es direkt von 220 auf knapp 400 Höhenmeter hoch. Ich entnehme diese Information der Streckenbeschreibung, da meine Erinnerungen an die ersten 45 Rennminuten nahezu ausgelöscht sind. Zumindest weiß ich, dass ich die Führenden noch im Blick hatte, als es, nach einer Abfahrt, ab Kilometer 7  wieder von 220 auf 520 Meter hoch ging. Mein Puls stieg hier in den dunkelroten Bereich, auf 188, an. Im folgenden Flachstück war an Erholung kaum zu denken. Ich befand mich in einer hoch motivierten Fünfergruppe, die schnell ihren Rhythmus gefunden hatte. Im Minutentakt wurde die Führung gewechselt, wobei das Fahren im Windschatten mit gut 40 km/h nicht dazu beitrug, den Laktatspiegel wesentlich zu senken. Aber die Raserei lohnte sich. Nach und nach kamen weitere Fahrer in Sichtweite, die wir bald darauf schlucken konnten. Ich schätzte, dass ich unter den ersten 15 liegen müsste, inklusive der Fahrer, die bei der Streckenteilung auf die 93 Kilometer abbiegen würden.

Es lief also gut und ich setzte noch einige Hoffnungen in die ab Kilometer 30 beginnende Steigung, die laut Höhenprofil ca. 5 % betrug und sich ungefähr über 8 Kilometer hinziehen sollte. Das wäre genau mein Ding und ich hatte vor, meine Platzierung hier mindestens zu konservieren. Im Endeffekt hatte das geklappt, aber unter völlig anderen Voraussetzungen als angenommen. Oben lagen zwar die 350 Höhenmeter hinter mir, aber der Weg hier hin war ganz und gar nicht gleichmäßig, sondern eher sägezahnmäßig verlaufen, dazu gespickt mit extrem matschigen Trails. Die Gruppe war noch einigermaßen beisammen und wundersamer Weise hatte ich sogar noch so viel im Tank, dass ich nach der Streckenteilung und einem sehr steinigen Downhill noch eine Schippe draufpacken konnte.

An den Dreck hatte ich mich längst gewöhnt und ich war besonders froh über meine Bein- und Armlinge. Ab Kilometer 50 wurde die Strecke sehr wellig, und in den vielen nassen Abfahrten konnte man bei Temperaturen um die 14 Grad ordentlich auskühlen, was mir erspart blieb. Mit letzten Kräften arbeitete ich mich im Alleingang noch an einen Fahrer heran, der aber noch ausreichend Energie für einen Konter hatte. Die komplizierten Abfahrten am Ende kamen mir auch nicht wirklich entgegen und aufgrund schwindender Kräfte wendeten sich meine Blicke immer häufiger nach hinten. Da hätte das Rennen eigentlich fast vorbei sein müssen. Die Uhr zeigte bereits 72,5 Kilometer an (am Schluss waren es dann auch 76 anstatt 74), aber ich befand mich noch immer auf einem endlos ansteigenden Schotterweg, hoch oben, über den Dächern der Stadt. Da stimmt doch was mit der Längenangabe nicht! Als ob der teilweise knöcheltiefe Morast nicht schon gereicht hätte, brummte man uns hier Zusatzrunden auf!

Der Akku war jetzt völlig leer und nur durch kleine Psychotricks konnte ich das Tempo noch aufrecht halten, bis endlich die Bühnenlautsprecher zu hören waren. Die befanden sich allerdings noch gefühlte 150 Meter unter mir. Wollte das denn kein Ende nehmen? Mit letzter Konzentration und Motivation passierte ich die wirklichen fiesen Spitzkehren, bis endlich Teer in Sichtweite kam. Der Blick über die Schulter verriet, dass da nichts mehr kommen würde und so konnte ich wenigstes die letzten 500 Meter ins Ziel noch genießen, was besonders an den einmaligen Zuschauermassen lag. Etwas Vergleichbares hatte ich bisher wirklich noch bei keinem Rennen erlebt. Plötzlich landete ich auf einem nicht roten, aber grünen Teppich, der hoch auf die besagte Bühne ging. Die Ziellinie musste ich wohl kurz vorher überquert haben. Jetzt wurde die Ankunft der Titanen von den Massen gefeiert. Nach ein paar Worten der Erschöpfung ins Mikro verschwand ich schnell im Backstagebereich, wo man uns mit Kuchen, Cola und weiteren Gaben empfing. Ich nahm von allem mehr als reichlich. Der Gedanke an den aktivierten Warmwasserbeuler im Camper lockte mich aber bald weg. Nach dem Duschen war ich natürlich gespannt auf das Ergebnis der ganzen Tortur. Platz 7 gesamt und Platz 2 in der Altersklasse wurde auf einem der Bildschirme angezeigt. Das ging absolut in Ordnung und ich freute mich schon darauf, die große Bühne ein zweites Mal zu betreten, vor der langen Winterpause.

Also, tschüss, und bis zum nächsten Mal!

Steve

Ergebnis

Mitteldistanz (74 km)

Steve Werner: 2. AK / 7. Gesamt

Foto: Felix Pembaur


Ergebnisse: 9. Ars-Natura-MTB-Marathon

Kids-Race

Emil Münch: 2. AK

Kurzdistanz (44 km)

Michael Münch: 2. AK / 12. Gesamt
Kolja Hesse: 6. AK / 22. Gesamt

Mitteldistanz (88 km)

Markus Simon: 5. AK / 12. Gesamt

Fotos: Kristinas Radsport-Fotos, privat


 

Ötztaler Radmarathon 2017

Rennbericht von Holger Rulle

Es gibt Veranstaltungen, von denen hat man lange vorher gehört, bevor man sie dann einmal selbst unter die Räder nimmt.

Ich habe die Geschichten noch gut in Erinnerung, die mir Wolfgang P. bereits im alten Jahrtausend erzählt hat, von den Massen an Teilnehmern, den Abfahrten bei Regen und Kälte oder dem nie zuvor gehörten Begriff „Labestation“.

Wenn ich also zurückdenke, dass ich mit den Mühen der Umschreibung in 2013 das erste Mal einen Startplatz hatte, ihn aber wegen meines verheerenden Unfalls 6 Wochen vorher nicht antreten konnte, dann hatte ich wirklich lange Zeit, den Mythos „Ötztalradmarathon“ gedanklich anzufüttern.

Die intensivere theoretische Vorbereitung war vor allem durch die Erfahrungen und Ratschläge meiner Freunde Claus und Günter gespeist. Nicht zu vergessen die gewonnene Erfahrung durch Teilhabe an Axels Trondheim-Oslo Team (Heinemann XP). Die wertvollen Hinweise zur Materialwahl, Renneinteilung, Gefahren, Streckenbesonderheiten und Ernährungstaktik haben mir eine ziemlich konkrete Vorstellung gegeben, was mich erwartet.

Das Wiedersehen mit dem Jaufenpass, den ich von einem Solo-Alpen-Crisscross wiederkannte und die Streckenkenntnis am Timmelsjochs von einer Trainingstour im Sommerurlaub ´13 hat mir mentale Abwechslung und Kopfkino verschafft, was man bei 1821 Höhenmetern am Stück gut brauchen kann.

Das Furchtbarste aber ist eigentlich das frühe Aufstehen um 04.00 Uhr und die pervers lange Wartezeit im Startblock, die nötig ist. Denn je weiter vorne man steht, umso größer die Chance, Unfällen zu entgehen. Das Warten war allerdings durch die professionelle Moderation kurzweiliger als gedacht. Auch das Leutegucken bietet einiges an Ablenkung und das ist nicht ausschließlich die Attraktion von Athletinnen in engen Klamotten, obwohl das ein durchaus netter Aspekt des Radsports ist. Daneben gibt es Material zu bestaunen und Gespräche zu lauschen, die Aufschluss geben, was dieses nicht ganz „normale“ Klientel so denkt.

Wie immer ergreift mich beim Start die Atmosphäre ziemlich stark, wenn viel Publikum Stimmung macht und das schon zum Sonnenaufgang in dieser prächtigen Bergwelt. Die Freudentränchen müssen aber schnell wieder abgestellt werden, da das Feld mit ein paar Minuten Verzögerung in Bewegung kommt, die schnell auf 40 km/h und mehr im Ort anwächst. Da braucht es klare Sicht.

Die mehr als 30 km talwärts nach Ötz finden zwar auf einer Bundesstraße mit mindestens sieben Meter Breite statt, aber ein paar Engstellen an Verkehrsinseln und Kreisverkehren sorgen bei der Masse an Teilnehmern für Gefahren. So war es auch nur eine Frage der Zeit, wann der erste auf dem Asphalt lag. Kurz vor Ötz hieß es, Armlinge abrollen und Windweste ausziehen, denn der Anstieg zum Kühtai beginnt sofort im Ort.

Dort lag alles voll mit Zeitungspapier, was mir vor Augen führte, dass unsere Vorväter nicht blöd waren und Windstopper nicht immer eine Hightech-Membran sein muss. Das spart Platz in den Trikottaschen.

Der Anstieg lag mir ausgesprochen gut und Überholen stärkt das Selbstbewusstsein. Auf halber Höhe grüßt mich einer mit Namen und kommt ran. Seit zwei Jahren hatten wir nach einem Disput kein Wort mehr gewechselt, weil ich auf den Freund sauer war, da der nur Business im Kopf und lange nicht mal Zeit zum Reden hatte. Da tat der lange Händedruck und Bussi bei 10% Steigung gut – beide völlig bekloppt. Danke Niklas!

Oben am Pass war die Hölle los: Fans, Supporter und Personal an der Labe, die ich allerdings rechts liegen ließ, da ich mit mehr als 2200 kcal in der Kippe losgefahren war. Also nur Müll-Dumping, Weste anziehen, schließen und rein in die Abfahrt, die sofort richtig schnell wird. Später wächst das Gefälle auf 16% an und man erreicht 100 km/h ohne zu treten, was meine 50 x 12 Übersetzung auch gar nicht mehr ermöglichen würde. Vorsicht war bei den Einfahrten in dunkle Galerien geboten. Der Lichtwechsel geht verflucht schnell. Am Eingang sind Kuhroste, damit im Halbschatten kein Rindvieh nonverbal sagt: „Du kommst hier nicht rein!“.

In der vorletzten Galerie wurde vor einem Unfall gewarnt. Der arme Teufel lag auf der Vakuummatratze, das Rad komplett zerstört und der eigentlich positiv assoziierte Kerosingeruch des eben gelandeten Helis lag in der Luft. Gute Besserung – wie ich später bei der Rennleitung erfuhr, wurde er mit Kieferbruch und ansonsten marginalen Kopfverletzungen, aber anscheinend heiler Wirbelsäule nach Bozen geflogen. Wieder eine Situation, in der man das Geschehen nicht zu nah an sich ranlassen darf, dennoch denkt man bisweilen, ob die eigene Gabel und die Reifen wohl halten…

Die Einfahrt in die „Outskirts“ von Innsbruck machen sogleich Laune, da dort überall Menschen von jung bis alt stehen, die am frühen Sonntagmorgen anfeuern und „good vibes“ verbreiten, die dich zum Bernard Hinault verklären. Die Passage war nur kurz, ein goldenes Dachl gab`s nicht zu sehen und ich war in der Ausfahrt der Stadt vorn in der Gruppe. Ein paar hundert Meter vor uns tauchte eine noch größere Gruppe auf, zu der ich uns zügig heranführen konnte. Aus diesen formierte sich alsbald ein Teil, der den allenthalben beschworenen 30er-Schnitt zur Passhöhe ermöglichen sollte. Jeder weiß, dass man hier Körner sparen muss und eine Gruppe braucht, die renntaktisch an einem Strang zieht.

Oben am Brenner war mein erster „Labestop“ nur von kurzer Dauer. Flaschen füllen, Banane hinterschlucken, entsorgen und schnell wieder raus aus der Boxengasse. Im Gefälle nach Sterzing in ein Grupetto einfädeln, welches sich nach gar nicht so kurzer Abfahrt auf dem Flachstück bis zum Beginn des Anstiegs zum Jaufenpass wieder Windschatten zum Körnersparen geben konnte. Da war ich vielleicht ein bißchen viel im Wind, habe aber stets langsam bis 30 gezählt, sodass ich nie mehr als eine Minute Führungsarbeit geleistet habe.

Im Jaufenanstieg fährt man lange im schattigen Wald der Nordflanke des Berges. Die längste Zeit konnte ich meine 10 km/h gut treten, aber der Bauch fühlte sich immer verkorkster an. Es ist das Gefühl, dass der Bauch voller wird und der Körper aus dem Gel nicht schnell genug die Energie aufnimmt. So wurde ich vor der Baumgrenze langsamer bis etwa 7 km/h und musste ein Pärchen ziehen lassen, das wie ein Schweizer Uhrwerk hochtrat. In dieser Schwächephase, man konnte die Seibahnstation schon sehen, kam grüßend der junge Sebastian vorbeigeflogen. Es macht einem immer ein Quentchen mehr aus, wenn man die Überholenden auch noch kennt.

Der Plan war nun, an der Labe ein paar Minuten länger zu verweilen und dem Körper Verdauungszeit ohne Last zu geben. Das Austreten dort mündete in das Eintreten in einen Kuhfladen und so gab es noch ein paar Extraminuten am Wasserschlauch, um die Alpenkräuterrückstände vor Ort zu belassen.

Weiter ging es, noch 2,5 Serpentinen bis zur Passhöhe und hinein in die geile Abfahrt hinunter ins Passeiertal nach St. Leonhard, wo man von oben beinahe Meran sehen kann. Die Distanzen von Kehre zu Kehre sind gerade so lang, dass man keinesfalls so schnell wird wie am Kühtai. Man kommt in einen schönen Kurvenrhythmus aus „außen ansteuern, Kurvenscheitel an der Innenseite anpeilen, Bremse auf, raustragen lassen und im Wiegetritt beschleunigen“. Ach, wie das Flügel verleiht ganz ohne Taurin!

Kaum die Talsohle in St. Leonhard erreicht, zweigt man scharf rechts ab und es beginnt der lange Anstieg zum Timmelsjoch. Zunächst moderat mit ein paar Tunnel, ab Moos (gute Erinnerungen an die Wirtsleute des Café Maria wurden wach) wird es fruchtig und Wiegetritt tat not. Der Weg bis zum Paß beträgt 28 km mit 1821 Höhenmetern, bei Kilometer 18 ist eine Labe, die man nur noch mit einer gefüllten Flasche bis ins Ziel zu verlassen braucht.

Die Strecke wird einige Kilometer vor der Verpflegung etwas flacher. Hier kamen Femke und  Janno von hinten, denen ich mich anschloß, sodass wir mit dem großen Kettenblatt gut vorankamen und dabei viele andere rückwärts fahren ließen.

Unsere Pausenzeit war gleich lang. Wir zogen uns gemeinsam den Berg hoch. Ich konnte zwar irgendwann vorausfahren, aber in der Abfahrt waren wir wieder beisammen. Das obere Stück des Timmelsjochs ist ausgesetzte Felslandschaft, die Passhöhe hat 2509 m und bildet so das wahre goldene Dachl für jeden, der es bis hierher schafft. Putzig ist der Tunnel, durch den man dann oben den Berg horizontal durchquert – herrlich kühl und feucht, die Felswände frisch geweißelt, bevor ein letzter Minianstieg zur Passhöhe genommen werden muss, um dann durch den Red-Bull Bogen zu fahren. Das Tor zu einer fantastischen Abfahrt mit bestens dimensionierter Straßenbreite und Kurvenradien, die nur wenig Bremsen erfordern. Der Blick wird weit und man sucht unwillkürlich nach Rindviechern auf der Gasse, vor denen wir gewarnt wurde. Aber man erspähte nur eine Lichtschranke bei einem einsamen Auto, wo die Teilnehmer mit Speed-Stempel im Foto abgelichtet wurden.

Anschließend gehen die sanften Kurven in eine Gerade über und am Horizont taucht der Gegenanstieg zur Mautstation auf. Hier kann man ungehemmt reinhauen, die Steigung zerrt das Geschwindigkeitsguthaben eh nach kurzem wieder auf und das Gebäude des Top Mountain Museums will einfach nicht in Sicht kommen. Hier beschwerten sich meine Beinmuskeln rechts das erste Mal.

Krampfankündigungen lassen sich ohne helfende Fachkraft am besten mit einem höheren Gang im Stehen wegtreten, wobei man die inneren Ohren spitzt, wie die Bewegung des Fußes auf seiner Umlaufbahn ausgeführt werden muss, um dem Muskeltonuns-Supergau zu entgehen. Insbesondere in der Steigung zum Timmelsjoch standen sehr viele in den Kurven und hielten ihre Beine, drückten, massierten und dehnten.

Dank der Vorbelastungstour mit meinem Spezi Roland von Samstag, hatte ich ab der Maut Streckenkenntnis für die folgenden sieben Kilometer bis ins Ziel. Hier war ich mit den beiden Holländern wieder vereint und wir haben in der langen Geraden von Obergurgl druckvoll gekurbelt, sodass andere vor uns plötzlich wieder rückwärts fuhren. Leichter Regen setzte ein, der jedoch die Straße nicht wirklich naß machte.

Dann kam eine Galerie, in der am Samstag noch ein Motorrad nach einem Unfall lag. Ich habe inständig gehofft, dass das ausgelaufene Öl erfolgreich entfernt werden konnte. Wir sausten wie Thomas Morris Moritz im Freifall talwärts und mußten nach dem Ortsausgang Zwieselstein den Schwung nutzen, um den letzten Gegenanstieg zu überfliegen und ab der Ortsfeuerwehr in die Ortslage von Sölden zu schießen.

Ein geiles Gefühl, zu wissen, dass man es vollbracht hat, und was dem Tour de France Fahrer die Champs-Élysées, das ist dem ÖRM seine Dorfstraße, die von begeisterten Zuschauern gesäumt wird, die auch dem 4000sten Finisher noch Anerkennung mit Applaus und Jubel zollen.

Da stürmt man gerade noch mit 50 Klamotten durch das Alpendorf und schon kommt der Rechtsknick über die wild gurgelnde Ache und die Messmatte am Zielstrich piept und weckt einen aus dem Traum, dass es soeben Zeit zum Aufwachen ist.

Der Mythos ist nun selbst erfahren und reizt durchaus zur Wiederholung. Schaun mer mal, dann sehn mer scho.

Ich bin mit 9:14 h sehr zufrieden und habe mich vorher anscheinend realistisch mit einer Zielzeit zwischen 9 und 9,5 Stunden eingeschätzt.

Wenn man so der Siegerehrung beigewohnt und dabei selbst in der Masters III Kategorie saustarke Zeiten präsentiert bekommen hat, dann kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. Meine Zeit hätte zum 5. Platz der 60 bis 69jährigen gereicht.

Der Frauenanteil lag im einstelligen Prozentbereich, 300 Starterinnen unter 4000 sind nicht gerade viel, aber umso mehr Respekt haben gerade diese Amazonen verdient.

Der ÖRM 2017 ist damit Geschichte, aber unauslöschlicher Teil im persönlichen Gedächtnis-Album geworden und richtig schee war`s mit all den anderen die gemeinsame Radsportleidenschaft zu zelebrieren!

Holger


Ergebnisse

Holger Rulle: 476. AK / 868. Gesamt / 09:14 h

Markus Simon: 619. AK / 1106. Gesamt / 09:29 h


18. SKS-Bike-Marathon „Rund um Zierenberg“

Rennbericht von Steve Werner

Die Organisatoren des 18. Zierenberger Mountainbike-Marathons haben alles richtig gemacht. Könnte ich einen Preis für den besten Marathon des Jahres vergeben, stünde der glückliche Gewinner jetzt fest. Und das ist nicht nur meine persönliche Meinung. In allen Gesprächen nach dem Rennen berichteten die Fahrer von der unfassbar-schönen Strecke. „Wo habt ihr die ganzen Trails her?“ – flowig, steil, verwinkelt. Die wenigen Schotterpassagen reichten gerade einmal aus, um sich mit dem Nötigsten an Flüssigkeit und Nahrung zu versorgen, bevor sich das Karussell weiter drehte.

Aber nicht nur für die Strecke gibt es die maximale Punktzahl. Auch die Atmosphäre auf dem Marktplatz ist kaum zu übertreffen. Direkt im Stadtkern sind der Start-Ziel-Bereich und diverse Stände untergebracht. Ein kleines Volksfest für Biker, auf dem wir natürlich mit einigen Fahrern vertreten waren.

Steve


Rennbericht von Vincent Keller

Der Zierenberg-Bike-Marathon besitzt schon richtigen Kultstatus und ist mein absolutes Lieblingsrennen in der Kasseler Umgebung! Schon einige Male bin ich hier an den Start gegangen und freute ich mich schon lange auf dieses tolle Rennen. Nicht nur, weil mein Anfahrtsweg sehr kurz ist sondern vielmehr weil in Zierenberg eine grandiose Atmosphäre herrscht. Man hat das Gefühl, dass das halbe Dorf ehrenamtlich mithilft, den Bike Marathon zu organisieren und auch der Marktplatz im Zentrum lädt nach dem Rennen noch zum gemütlichen Verweilen ein.

Seit letztem Jahr wurde die Strecke des Zierenberg Bike Marathons grundlegend geändert, so fährt man nun statt über den Bärenberg und andere namenhafte Hügel jetzt über den Schreckenberg sowie über den Dörnberg. Die Kurzdistanz ist somit nun statt 37 km nur noch 28 km lang, jedoch sind dafür mehr anspruchsvolle Single-Trail-Passagen als auf der alten Strecke vorhanden. Leider hatte ich nun nicht mehr den Vorteil, dass ich die Strecke bereits kannte und so war der Heimvorteil verspielt.

Beim Start reihte ich mich vorne ein und fuhr die ersten Kilometer mit der Führungstruppe. Doch schon beim ersten steilen Anstieg gingen drei Fahrer aus dem Sattel und hatten sich innerhalb kürzester Zeit bereits einen guten Vorsprung heraus gefahren. Ich nahm mit der zweiten Gruppe die Verfolgung auf, in der auch mein Teamkollege Kai mitfuhr. Doch auch diese Gruppe hielt nicht lange zusammen, nach den ersten 10 km löste ich mich mit zwei anderen Fahrern vom Verfolgerfeld. Mit diesen zwei Fahrern fuhr ich bis zum Ende zusammen, und wir konnten uns gegenseitig pushen. Das war ein großartiger Spaß! Während die erste Hälfte auf dem Schreckenberg noch ziemlich gut präpariert war, hatte auf der zweiten Hälfte der Strecke der Regen der letzten Tage dem Untergrund viel abverlangt. Teilweise große Matschflächen auf einem Single Trail sind eine neue Art der Herausforderung, bei der man sich mehr denn je eine gute Linie suchen muss.

Schließlich setzte sich wenige Kilometer vor dem Ziel bei einem sanften Bergabstück ein Fahrer aus unserer Dreiergruppe ab und schoss uneinholbar schnell davon, also hefteten wir uns zu zweit an seine Fersen. Doch da es außer dem letzten Zielanstieg keinen Berg mehr gab, schafften wir es nicht, ihn noch einzuholen. So entschied ich schließlich den Zielspring zwischen meinem Mitfahrer und mir für mich und kam als 5. in der Gesamtwertung und 2. meiner Altersklasse ins Ziel.

Was bleibt? Zierenberg ist und bleibt ein spitze Rennen und die neue Strecke gefällt mir noch besser als die Strecke der letzten Jahre. Sie ist technisch anspruchsvoller und hat einen höheren Single-Trail-Anteil. Außerdem ist die Beschilderung und Absperrung der Strecke super gelöst, weiter so!

Vincent


Ergebnisse:

Familienrunde (10 km)

Emma Münch: 1. AK / 9. Gesamt
Emil Münch: 5. AK / 29. Gesamt

Kurzdistanz (28 km)

Vincent Keller: 2. AK / 5. Gesamt
Kai Sippel: 6. AK / 16. Gesamt
Kolja Hesse: 7. AK / 24. Gesamt

Mitteldistanz (56 km)

Mohammadreza Entezarioon: 5. AK / 7. Gesamt
Steve Werner: 3. AK / 17. Gesamt
Michael Münch: 9. AK / 34. Gesamt
Alexander Rink: 21. AK / 80. Gesamt

Fotos: Kristinas Radsport-Fotos, Andreas Reitmaier, privat


 

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