Rennbericht von Steve Werner

Das verlängerte Fronleichnam-Wochenende bot Gelegenheit für einen Kurzurlaub im Schwarzwald mit einer Teilnahme am Black Forest ULTRA Bike Marathon. Idealerweise existiert direkt in Kirchzarten, nur wenige hundert Meter vom Start entfernt, ein wirklich empfehlenswerter Campingplatz. Passend zu den Temperaturen um die 30 Grad gab es direkt nebenan sogar noch ein Freibad. Außerdem führte ein Teil der Rennstrecke mitten über den Campingplatz. Biker, was willst du mehr?

Sonntagmorgen gegen 6:00 Uhr schälten sich Michi und ich aus unseren Campern und fanden uns gegen 8:00 Uhr am Start in der Fußgängerzone ein. Aus dem ersten Startblock heraus gingen wir zusammen mit 2000 weiteren Startern auf die 76,6 km lange Strecke durch den Schwarzwald. Dabei waren ca. 2000 Höhenmeter zu überwinden.

Auf den ersten, noch recht flachen, sechs Kilometern gab es die übliche Fahrer- und Bremserei und schon kleinere Bodenwellen waren zur Selektion ausreichend. Alles wie immer. Neu hingegen war für mich der erste Anstieg. 800 Höhenmeter am Stück gibt es weder in den Kasseler Bergen noch im Sauerland. Früh konnten sich die Cracks nach vorne hin absetzten und ich fand meinen Platz in der zweiten Verfolgergruppe, ungefähr auf Position 15. Ganz schön steil ging es hier hoch. Also: Kopf runter und im Rhythmus kurbeln. Dabei sah mein Sattel seltsam schief aus. Ja, hast du jetzt schon Halluzinationen? Ich saß auch irgendwie so tief. Iiigitt! Nach dem Entfernen der Anhängerkupplung für unseren schicken neuen Single Trailer muss ich wohl vergessen haben, die Klemme wider richtig anzuziehen. Na, gut, etwas musste ja passieren, und wenn es nur das wäre…

Am letzten Drittel des Anstiegs fand sich auch ein netter Zuschauer, der mir sein Multitool reichte. Auf den nächsten Metern kam ich mir dann vor, wie auf einem Mähdreschersitz und die Gruppe war weit weg. Bei Kilometer 15 war der erste Berg besiegt und ein motivierter Mitstreiter für die nächsten, eher welligen 25 Kilometer war gefunden. Wir machten Tempo und wechselten die Führung in sehr kurzen Abständen. Probleme bereiteten nur die unzähligen Fahrer, die auf der Ultra-Distanz unterwegs waren. Bis zur Streckenteilung mussten wir mindestens an die 300 Biker/innen überholen haben. Meistens ging das auch ganz gut, denn die Strecke des Black-Forest ist nicht so böse, wie es der Name glauben machen könnte. Trails gab es praktisch keine, dafür unendlich viel Schotter und Teer.

Am nächsten ernsthaften Anstieg musste mein Kollege rausnehmen. Auch meine Beine meldeten sich langsam. Am vorletzten Anstieg gab ich meine Platzierung unter den ersten 20 auf. Daran konnten leider auch die Anfeuerungsrufe an einer (wohl bekannten?) Schotterrampe nichts ändern. Hier war Partystimmung und von einem Streckensprecher wurden die aktuellen Platzierungen  („Und hier kommt der Steve aus dem schönen Kassel…“) kundgetan. Da fällt einem der Platzverlust gleich viel leichter. Wenigstens war nach hinten ordentlich Luft und so langsam fing ich an, mich auf die letzte Teerwand einzustimmen.

Die Sonne stand nun hoch und brutzelte den Asphalt. Das letzte Wasser kippte ich mir lieber auf das Trikot und fing an zu klettern. Drei Plätze musste ich noch hergeben, bis die Beine endlich wieder zu Kräften kamen und ich eine größere Lücke zu weiteren Verfolgern rausfahren konnte. So ging ich die letzte Abfahrt relativ entspannt an, ließ es mir aber nicht nehmen, einmal so richtig über den Campingplatz zu brettern. Dann noch eine Runde bei phantastischer Atmosphäre durchs Stadion und die Streckendefizite wurden durch die Mountainbike begeisterten Menschenmassen aufgewogen. Und durch einen 30ten Platz im Gesamtstarterfeld, der mich ganz zufrieden machte.

Steve


Ergebnisse:

Marathon Strecke (77 km)

Steve Werner: 9. AK / 30. Gesamt
Michael Münch: 50. AK / 153. Gesamt

Foto: privat